Dorfchronik - Bowil und seine Geschichte

Die Täufer wurden von der reformierten und der katholischen Obrigkeit vor allem deswegen streng verfolgt, weil sie sich von der allgemeinen Kirche trennten und Gottesdienste -in kleinen, schwer zu kontrollierenden Gruppen abhielten. Täufer und Täuferinnen, die ihrem Glauben nicht abschworen, wurden des Landes verwiesen, ihre Prediger und Anführer hingerichtet.- Im Emmental bestanden zahlreiche Täufergemeinschaften. Um den Verfolgungen durch die <<Gnädigen Herren» aus Bern· zu entgehen, flohen sie in den Jura, nach Deutschland und später auch nach Amerika. Die Verfolgungen und Benachteiligungen der Täufer dauerten bis zum En-de des letzten Jahrhunderts an. Im Jahre 1711 trafen sich in der Friedersmatt bei Bowil Vertreter verschiedener Täufergemeinden aus dem Emmental und aus dem Berner-Oberland. Das Vorgehen gegenüber <<sündig» gewordenen Gemeindegliedern und das Verhalten ihnen gegenüber sollte erörtert werden. Das Mass der Strafe entzweite die Gemeinde, nicht etwa Differenzen in der Auslegung der Bibel. Die Führer der beiden Standpunkte, Jakob Ammann und Hans Reist, konnten sich auf keine gemeinsame Haltung in der Diskussion einigen. Daraufhin spaltete sich die Gemeinde der Täufer in zwei Lager, in ein strenggläubiges unter Jakob Ammann und ein milderes unter der Führung von Hans Reist. Bis in unser Jahrhundert sind diese Grundströmungen ersichtlich. Bowil wird gelegentlich von Amishen, den Anhängern Jakob Ammanns, oder von anderen Täufern aus den USA besucht. Sie suchen den Ort des grossen Disputs, den Ort der Spaltung ihrer Glaubensgemeinschaft auf. Es handelt sich dabei nach der Überlieferung um das Bauernhaus der Familie Wyss in Friedersmatt. 83

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