Bowil Zytig Nr. 200 | November 2022

Bowil-Zytig Ausgabe Nr. 200 ___________________________________________________________________________________ November 2022 Seite: 31 Informationen Schule Sprachförderndes Verhalten beim Bilderbuchbetrachten – einige Tipps aus der Logopädie: Kinder, denen vorgelesen wird, haben bei Eintritt in die Schule teilweise einen grossen Vor-sprung an Wissen vor denjenigen, denen nie oder kaum vorgelesen wird. Vermutlich ist bei Kindern, denen häufig vorgelesen wird das Weltwissen grösser, zudem sind auch die kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten besser ausgebildet. Besonders sprachanregend sind Bilderbücher ohne oder mit wenig Text, da die Betrachter-innen und Betrachter von textlosen Büchern stärker gefordert sind sich aktiv einzubringen und Schlüsse aus den Bildern zu ziehen, als wenn ein Text einen klaren Verlauf vorgibt. Wenn Sie beispielsweise ein Wimmelbild-Buch betrachten, dessen Handlungsstränge sich über mehrere Seiten oder das ganze Buch hindurch fortsetzen (z.B.: «Die Torte ist weg» von Thé Tjong-Khing, Moritz Verlag 2006), führt das Spekulieren und Entdecken beim vor- und zurückblättern zu komplexeren Satzkonstruktionen (z.B. zu Nebensätzen wie: «ich denke, dass…», «das passiert, weil…»). Dies fördert mit der Zeit die Erzählkompetenz Ihres Kindes. Folgende Tipps können Ihnen und Ihrem Kind beim gemeinsamen Bilderbuchbetrachten helfen: • Günstige Rahmenbedingungen: Schaffen Sie eine gemütliche, stressfreie Atmosphäre, nehmen Sie sich Zeit mit Ihrem Kind ein Buch zu betrachten. Das Kind ist wach und aufmerksam. Eine Ritualisierung unterstützt das Buchlesen. • Führung durch das Kind: Das Kind bestimmt das Tempo und darf das Buch halten. Der/die Erwachsene reagiert flexibel auf das Verhalten des Kindes. Abbrüche durch das Kind sind erlaubt – versuchen Sie es am nächsten Tag wieder. • Offene Gesprächshaltung: Stellen Sie offene Fragen (z.B.: «Was könnte jetzt geschehen?») oder geben Sie dem Kind Impulse (auch nonverbal) Greifen Sie Ideen des Kindes auf und loben sie es. Vermeiden Sie das Kind «abzufragen» (z.B.: «Was ist das? Sag, wie macht…»). (Quellen: Weiterbildung «Bilderbücher in der Sprachtherapie, Dr. S. Riehemann, 2020, und www.leseanimation.ch) Die Sache mit dem Verbessern Es ist häufig nicht hilfreich, wenn Ihr Kind ein Wort oder einen Satz «nochmal richtig sagen» soll, wenn es in seiner Entwicklung noch nicht so weit ist. Gerade Kinder, die Sprachprobleme haben, sind besonders darauf angewiesen, dass sie nicht unter Druck gesetzt werden. Sie sollten etwas erzählen dürfen, ohne immer korrigiert zu werden. Was Sie tun können Wiederholen Sie das Wort oder den Satz, damit das Kind die richtige Aussprache hört (z.B.: Kind: «fant», erwachsene Person: «ah ja, ä Elefant»). Die fehlerhafte Sprachstruktur kann leicht betont werden, z.B.: Kind: «Vogel ufe Boum sitze», erwachsene Person: «Genau, dr Vogel sitzt ufem Boum». So erfährt das Kind, dass ihm inhaltlich zugehört wird und gleichzeitig bleiben Sprachfehler nicht ungeachtet, werden aber den Kind gegenüber nicht als solche benannt.

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